04.04.2024

Projektgespräch TXL

Elmar Rottkamp ist Niederlassungsleiter unseres Berliner Standortes und verantwortet als Projektleiter den Umbau des Flughafens Tegel zur Berliner Hochschule für Technik. Das Projekt stellt nicht nur eine komplexe Maßnahme dar, sondern gilt auch als vorbildhaftes Pilotprojekt im Bereich BIM. Im Gespräch mit dem projektleitenden Architekten werden die Dimensionen und konkrete Herausforderungen der Umnutzung deutlich.

Komplexität ist vielschichtig, das machen unsere verschiedenen Projekte deutlich. Das Bauvorhaben in Tegel ist besonders komplex. Warum?
ER: Das Umbauprojekt vereint nahezu alle aktuellen Branchenthemen. Angefangen beim Bestandserhalt und bei der Berücksichtigung des Urheberrechtes über Themen der Kreislaufwirtschaft und Wiederverwendung von Bauteilen bis hin zur Schadstoffsanierung und Entsorgung von nicht kreislauffähigen Baustoffen. Hinzu kommen die verschiedenen Nutzungen einer Hochschule und Nutzeransprüche und besondere Anforderungen im Prozess, Stichwort BIM.

Urheberrecht am Bauwerk – das klingt ungewöhnlich. Wie beeinflusst das den Planungsprozess?  
ER: Früher war es keine Besonderheit, ein Bauwerk, also das eigene Gedankengut, urheberrechtlich schützen zu lassen. Das beeinflusst natürlich den heutigen Umgang mit Bestandsbauten. Beim Projekt Tegel gibt es insgesamt acht vom Urheber geschützte Bereiche, die wir in der Konzeptphase sensibel behandeln müssen. Unseren finalen Entwurf mussten wir dem Urheber des Bestands vorstellen und seine Freigabe einholen.

Welche Bereiche waren das beispielsweise?
ER: Das rote Vordach ist ein markantes architektonisches Merkmal, das die Ankunft in das Gebäude rahmt. Das soll bestehen bleiben. Im Innenraum ist der umlaufende Transitgang ein charakteristisches Element, das außerdem erhalten bleibt. Konstruktiv sollen die Großzügigkeit, die sichtbaren Deckenräume und der Sichtbeton erkennbar bleiben. Insgesamt also sehr unterschiedliche Aspekte, die wir in unserem Entwurf aber gut berücksichtigen konnten. 

Und welche weiteren großen Herausforderungen gibt es?
ER: Spannend und anspruchsvoll ist es beispielsweise auch im Bereich Haustechnik. In den engen Bestandsstrukturen Heizungs-, Lüftungs- und Elektrotechnik einzuplanen, die modernen Standards und neuen Nutzungsansprüchen entsprechen, ist eine Herausforderung. Dafür werden besonders effiziente und schlanke Systeme entwickelt. Im Planungs- und Bauprozess spielt der ökologische Umgang mit vorhandenen Baustoffen und schadstoffbelasteten Bauteilen eine große Rolle, beispielsweise durch die neue Gefahrstoffverordnung und Ersatzbaustoffverordnung. Die Differenzierung des vorhandenen Materials, d. h. die saubere Trennung und die ordnungsgemäße Entsorgung, wirkt sich auch auf die Baustelleneinrichtung aus. Es werden einfach mehr Container zur Materialtrennung benötigt. Das ehemalige Flughafengelände bietet zwar eine große Fläche, diese steht uns aber nicht frei zur Verfügung, sondern ist teilweise anderweitig vergeben und muss angemietet werden. Also auch in der Baustellenlogistik gibt es Themen, die den Prozess beeinflussen und für die Lösungen gefunden werden müssen.

Der Umbau des ehemaligen Flughafens Tegel gilt als BIM-Pilotprojekt. Wird das Projekt dadurch noch komplexer?
ER: Nein, im Gegenteil: Die BIM-Methode stellt komplexe Zusammenhänge verständlich dar und macht sie einfacher handhabbar. Mit dem Tegel-Projekt konnten wir ein digitales Denkmal schaffen, das jedes einzelne Element darstellt, dokumentiert, kartiert und in seinen Eigenschaften beschreibt. Allein im Denkmalschutz haben wir 40.000 Einzelelemente erfasst, die die Einlagerung und den späteren Wiedereinbau extrem vereinfachen. Außerdem können wir anhand des BIM-Modells alle Phasen genauestens dokumentieren, veranschaulichen und jederzeit bereitstellen. Das schafft eine höhere Transparenz und einfachere Kommunikation mit Auftrag-gebern und anderen externen Beteilig-ten. Mit diesem Projekt bekommen wir die Möglichkeit, das gesamte Potenzial der BIM-Methode auszuschöpfen und zu nutzen. Das ist ein großer Gewinn auch für zukünftige Vorhaben.

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