27.10.2021

Geschärfte Wahrnehmung: Baukultur vermitteln

Dann machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Wir zücken das Skizzenbuch und zeichnen direkt vor Ort. Das fokussiert den Blick auf das Wesentliche.

Inge Tümmers
Dipl.-Ing. Architektin

Frau Tümmers, wofür steht „Architektur macht Schule“?

IT: Offiziell handelt es sich dabei um ein außerunterrichtliches Projekt im Rahmen des Landesprogramms Kultur und Schule in Verbindung mit dem Vorhaben „Architektur als außerunterrichtliches Bildungsangebot“. Träger ist die Architektenkammer NRW, die es zusätzlich zu den Landesgeldern fördert. Jährlich werden durch die Kammer 20 Schulprojekte auf die Regierungsbezirke in NRW verteilt und durchgeführt.

Was ist das Ziel?

IT: Eines ist klar – es geht nicht darum, kleine Architektinnen und Architekten auszubilden. Ziel der Initiative ist es, Kindern und Jugendlichen ein Gespür für die Qualität ihrer gebauten Umwelt zu vermitteln und damit langfristig das öffentliche Bewusstsein für Baukultur zu schärfen. Inzwischen weiß ich, dass ich mit meinen Angeboten einige Schülerinnen und Schüler in ihrer Berufswahl bestärken konnte. Ein schöner Nebeneffekt.

Seit wann sind Sie dabei?

IT: Seit 2015 führe ich diese Halbjahresprojekte regelmäßig an verschiedenen Münsteraner Schulen und primär dem Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasium durch. 

Wie läuft das üblicherweise ab?

IT: Ein halbes Jahr lang gehe ich regelmäßig in einen Klassenverband oder eine Arbeitsgemeinschaft. In der Regel erarbeiten wir zunächst die Grundlagen: was Architektur ist und wer die Beteiligten sind. Die Schüler haben da bereits so ihre eigenen Vorstellungen. Dann machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Wir zücken das Skizzenbuch und zeichnen direkt vor Ort. Das fokussiert den Blick auf das Wesentliche. Parallel dazu sind die Schüler*innen sehr erpicht darauf, eigene Ideen in Form von Skizzen und gebauten Modellen umzusetzen. Oft überlegen wir uns die Aufgaben gemeinsam. 

Was kommt konkret dabei raus?

IT: Eine Gruppe von Schülern hat dazu zum Beispiel eine temporäre Aula für das Schlaun-Gymnasium entworfen, da die Aula der Schule seit Jahren aufgrund baulicher Mängel geschlossen ist. Die Ergebnisse wurden im Haus der Architekten in Düsseldorf bei einer Ausstellung präsentiert. 
In einem anderen Jahr haben wir uns kreativ mit neuen Wohnformen auseinandergesetzt. Eine spannende Einleitung erhielten durch eine Ausstellung zu Archigram und Futuresystems im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt. 2019 stand das 100-jährige Bestehen des Bauhauses im Fokus. Erstmals hatte die Kammer das Thema vorgegeben. Auch hier gab es am Ende des Halbjahres eine Ausstellung, die im Januar 2020 noch gezeigt wurde, aber leider nicht mehr wie geplant auf Wanderschaft gehen konnte. 

Funktioniert das auch auf Distanz?

IT: Distanzunterricht ist u. a. aus datenschutzrechtlichen Gründen nur sehr eingeschränkt möglich.

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