Forschungsneubau HuCaB, Göttingen

Die Universität Göttingen baut ihren Forschungsschwerpunkt für die Neurowissenschaft weiter aus. Mit dem interdisziplinären Forschungszentrum Human Cognition and Behavior (HuCaB) wird eine hochmoderne Infrastruktur geschaffen, die die Forschung im Bereich der menschlichen Kognition auf ein international kompetitives Level hebt. agn ist für die Objektplanung des komplexen Neubaus verantwortlich.

Das neue Forschungsgebäude entsteht auf dem Zentralcampus der Universität Göttingen unmittelbar neben dem denkmalgeschützten Bestandsgebäude, das 1906 erbaut wurde und aktuell durch das Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie (GEMI) genutzt wird. Das agn-Team aus Halle entwickelt einen U-förmigen Neubau, der das Bestandsgebäude umschließt und damit einen gemeinsamen Gebäudekomplex bildet. Das drei- bis viergeschossige HuCaB orientiert sich in seiner baulichen Dimension an der umliegenden Bebauung und wird über den Haupteingang an der Goßlerstraße erschlossen. Die Verbindungen zum Bestand werden als zurückspringende Glasfugen ausgebildet, die eine neutrale Zone zwischen dem denkmalgeschützten Altbau und dem modernen Neubau bilden. Der Innenhof soll den Nutzergruppen als Aufenthaltsbereich für Erholungsphasen dienen.

Das Entwurfskonzept bietet Platz für verschiedene Forschungsgruppen mit jeweils eigenen und gemeinsam genutzten Labor-, Mess- und Testräumen. Mehrere Seminar- und Besprechungsräume sind für den interdisziplinären Austausch und die studentische Ausbildung in den diversen Forschungszweigen des HuCaB geplant. Im Untergeschoss befinden sich ein Exploration-Labor (EXP), die Testräume „Cubicles“ sowie die Magnetoenzephalographie (MEG). Im Erdgeschoss sind neben einem weiteren Exploration-Labor außerdem das Virtual Reality-Labor, die 3D-Scanner und Labore für funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS), Elektroenzephalographie (EEG), Eyetracking- und zwei Dyadic-Interaction-Platform-Labore (DIP) angeordnet. Im 1. Obergeschoss befindet sich ein drittes Exploration-Labor, ein drittes DIP-Labor sowie drei Psychophysik-Labore. Mittelpunkt aller Forschungen ist die Untersuchung von sozialen Interaktionen und ihrer neuronalen Korrelate.

Assoziativ zum Forschungsverlauf ist die vorgehängte Fassade gestaltet. Sie soll die unklare Situation zu Beginn einer Forschung darstellen, die sich im Verlauf zu klaren Strukturen und Erkenntnisse zusammenfügt. Dementsprechend beginnt die Fassade des viergeschossigen Kopfbaues am Haupteingang mit einer Struktur aus schmalen Bändern, die sich im Verlauf der Nordfassade zu breiten, gleichmäßigen Brüstungsbändern zusammenfügen und als gleichförmige helle und dunkle Bänder um das Gebäude führen. Nicht nur die optische Gestaltung, sondern auch die Befestigung der Betonfertigteile an der Pfosten-Riegel-Fassade ist eine planerische Besonderheit. Das gestalterische Konzept im Kontext des denkmalgeschützten Bestandsbaus wurde intensiv mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und der Stadt Göttingen diskutiert und abgestimmt.

Das Gebäude ist als konventionelle Stahlbeton-Skelettkonstruktion mit aussteifenden Treppenhauskernen und Wandscheiben geplant. Aufgrund der vorhandenen Bodenverhältnisse, des anstehenden Grundwassers und der nah anliegenden Bestandsbebauung bestehen erhöhte Anforderungen an den Neubau und die Sicherung des Bestandsgebäudes.

LeistungObjektplanung
AuftraggeberinUniversität Göttingen, Stiftung Öffentlichen Rechts
VisualisierungSimon Schmitt
LinkProjektseite der Universität Göttingen

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