27.02.2023

Digitale Generalplanung am Projekt TXL Tegel

Die Nachnutzung des Terminals A und des Servicegebäudes A2 am ehemaligen Flughafen Berlin Tegel (TXL) für die Berliner Hochschule für Technik, stellt ein Paradebeispiel für den Einsatz digitaler Planungsmethoden in einem anspruchsvollen Bestandsprojekt dar. 

„Man mag es kaum laut aussprechen, aber ohne BIM würde diese komplexe Projektaufgabe in weiten Teilen nicht beherrschbar sein“, sagt agn-Projektleiter Elmar Rottkamp. Dabei wirkt die Methode wie ein Brennglas, unter dem mögliche Probleme und Abhängigkeiten ersichtlich werden – und zwar zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt, als es in konventionell durchgeführten Projekten der Fall wäre. 

Das Entscheidende ist: Durch den zeitlichen Vorsprung können notwendige Entscheidungen nicht nur früher getroffen werden, es eröffnen sich dadurch auch erweiterte Handlungsspielräume, die die Kompromissbereitschaft der Beteiligten erhöhen und zu einem belastbaren Konsens für den weiteren Projektverlauf führen.
 

Die Vorteile der Methode nutzen

Es gibt aber auch Kritiker:innen, die behaupten, dass der Einsatz der Methode BIM das Projekt unnötig verkomplizieren würde. Dabei herrscht die Meinung vor, dass bei BIM-Projekten der Fokus zu sehr auf dem Thema Modellierung bzw. dem zugrundeliegenden Regelwerk liege und dass dadurch Zusatzarbeit geleistet werden müsse, die überflüssig sei. Schaut man sich die Projektarbeit im Projekt TXL aber einmal an, wird man feststellen, dass im Zentrum der Methode weniger die Modellierung und komplizierte Regelungen stehen. Viel wichtiger ist, dass durch BIM die beteiligten Fachplanungsgewerke, die Bauherrschaft und die Nutzenden sowie die Projektsteuerung – kurzum alle Projektbeteiligten – im Prozess zusammengebracht werden. 

Gerade bei standortübergreifenden Projekten mit einer Vielzahl von zum Teil auch externen Fachplanungsdisziplinen wird die Zusammenarbeit wesentlich vereinfacht. Doch um die Potenziale der Methode zu heben, braucht es ein engagiertes Team, das sich auf die Herausforderungen einlässt und auch bereit ist, Neues zu entwickeln. „Mit Hilfe der tatkräftigen Unterstützung des BIM-Teams in Münster hatten wir auch bei schwierigen Fragestellungen kompetente Ansprechpersonen, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen, wenn es einmal gebrannt hat“, sagt Elmar Rottkamp.

Wir haben hier die Chance, das volle Potenzial der Methode BIM auszuschöpfen und dort die Vorteile zu nutzen, wo sie aufgrund der gestellten Planungsaufgabe auch sinnvoll umgesetzt werden können.

Elmar Rottkamp
agn-Projektleiter

Pflicht und Kür

Selbstverständlich gibt es in einem solchen Projekt BIM-Anforderungen, die vertraglich festgeschrieben sind und auch umgesetzt werden müssen. Dazu zählt im Projekt TXL unter anderem die digitale Bestandsdatenerfassung als Ausgangspunkt für den Aufbau eines Bestandsmodells, das wiederum die Basis für die eigenen Planungsleistungen der Nachnutzung ist. „Wir haben hier die Chance, das volle Potenzial der Methode auszuschöpfen und dort die Vorteile zu nutzen, wo sie aufgrund der gestellten Planungsaufgabe auch sinnvoll umgesetzt werden können“, sagt Elmar Rottkamp über die Vorzüge der digitalen Planungsmethode.
 

Im Projektverlauf eröffneten sich immer wieder Anwendungsbereiche, die ganz selbstverständlich mit der Methode BIM abgewickelt wurden, obwohl es in der ursprünglichen Beauftragung kein Mandat dafür gab. Als Beispiel sei hier die Schadstoffkartierung genannt, bei der die mit Schadstoffen belasteten Bauteilgruppen für den Rückbau mit einer eindeutigen Nummer versehen und den unterschiedlichen Schadstoffklassen zugewiesen wurden. Über Verknüpfungen der Bauteilgruppen im Modell konnten den in der Bauteilgruppe enthaltenen Bauteilen darüber hinaus weitere Informationen zugewiesen werden. 

Mit den erzeugten Daten können nicht nur die benötigten Schadstoffpläne abgeleitet werden. Vielmehr lassen sich auf Basis der Daten auch der Rückbau, die Aufbereitung sowie der Wiedereinbau der denkmalgeschützten Baugruppen sehr effizient planen und steuern.

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