Fußballstadion Wildpark Karlsruhe

Der agn-Entwurf für den Vollumbau des Wildparkstadions Karlsruhe wird umgesetzt. Mit seiner zeitlosen Architektur verbindet das neue Stadion Tradition und Moderne. Gleich einem Tempel erhebt sich das weiße Gebäude über dem traditionsreichen grünen Wall.

Was macht das Wildparkstadion so identitätsstiftend bei gleichzeitig maximaler Funktionserfüllung? Mit den grundlegenden Bauelementen aus Tribüne, Dach und Fassade wurde das Markenzeichen eines Fußballtempels geschaffen: So wurde u. a. den Außendachstützen im Gebäudeentwurf für das Wildparkstadion besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Sie wurden mit Bezug auf ihre besondere Umgebung gestaltet, ohne die statische Notwendigkeit einzuschränken. Sie definieren vollständig und gleichmäßig um das Stadion umlaufend als Y-förmige Stahlbeton-Fertigteilstützen ihre Waldumgebung und können als Fortführung der Bäume des Wildparks interpretiert werden. Die Doppelstütze weitet sich nach etwa vier Metern Höhe auf und nimmt dabei die Dachlasten aus dem Primärtragwerk alle acht Meter statisch logisch und wirtschaftlich einfach auf.

Harmonisch werden die scheinbar fließend umlaufenden Y-Stützen von drei Dachbändern ergänzt. Diese schaffen auf drei verschiedenen Ebenen einen eindeutigen und geschlossenen Rahmen um das gesamte Stadion.

Ihre optische Harmonie spiegelt den bewussten Minimalismus der Sportstätte wider. Sie hält sich aktiv zurück, um die Spieler:innen wie die Zuschauenden und v. a. das Sportereignis in den Vordergrund zu stellen sowie den Zusammenhalt der Besucher:innen zu stärken. Zu Letzterem trägt im Wesentlichen bei, dass die Tradition des ehemaligen Stadions respektiert wurde und der umlaufende Wall erhalten blieb, auf dem schrittweise das alte Stadion dem neuen gewichen ist. Gleich einem Fußballtempel erhebt sich das weiße Gebäude nunmehr über dem traditionsreichen grünen Wall.

Passend zur Idee des Stadions vereinen sich Fassade und Metalldach zu einem gemeinsamen Element. An dieser Stelle wurde eine klassische Krankonstruktion zum statischen Grundprinzip. Die umlaufende Reihe von Y-Stützen trägt eine unauffällige Dachscheibe in KSC-Weiß. Sie ruht auf einem System aus einfachen Dachbindern aus Stahl, die von den drei umlaufenden Dachbändern optisch vereint und geordnet werden. Von einem einheitlichen Tragwerk über der Hauptdachstütze werden das Innen- und Außendach abgehängt. Dieses Tragsystem ist ebenso minimalistisch wie wirtschaftlich. Jedes sichtbare Element wird gebraucht und sinnvoll eingesetzt.

Da der umlaufende Wall erhalten blieb, ist die Stadionschüssel erneut in diesen hineingebaut worden. So stehen die Fans auf dem alten Wall, auch wenn das Stadion neu ist. Dies ermöglicht eine Besonderheit, die ebenfalls auf das Wir-Gefühl einzahlt: Erschließungstechnisch ist das Stadion ein Zwei-Rang-Stadion, doch optisch eine Ein- Rang-Tribüne. Die vorhandene Wall-Topografie ermöglicht eine Tribünenerschließung aus einer kompakten, umlaufenden Zuschauerpromenade mit allen notwendigen Ver- und Entsorgungseinheiten. Ein-Rang-Tribünenschüsseln leben von der geringen Anzahl an Mundlöchern, den Tribünenzugängen. So werden die Zuschauenden nicht voneinander getrennt und können ihre Emotionen und Stimmungen miteinander teilen.

LeistungArchitektur
AuftraggeberBAM Sports GmbH
FotosAndré Kappes

 

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