Domäne Marienburg Hildesheim

Die Maßnahmen umfassten einen Theaterneubau, den teilweisen Umbau der hochmittelalterlichen Kernburg und den Umbau von Stallgebäuden. Nutzer ist der Fachbereich Theater und Musik der Stiftung Universität Hildesheim.

Der moderne Neubau des Spielraumtheaters fügt sich in das historische Ensemble ein und bleibt doch von außen ablesbar. Eine zehn Meter breite Abstandsfuge zur Kernburg trennt Alt und Neu. Die Fassade aus vertikal gerichteten Kupfertafeln erinnert an einen Theatervorhang.


Mit dem Einsatz von 80 Zentimeter starken monolithischen Leichtbetonwänden und der unbehandelten Kupferfassade wurden alterungsfähige Baustoffe eingesetzt. Herzstück der mittelalterlichen Kernburg ist der 650 Jahre alte Palas, das sogenannte „Hohe Haus“, mit bis zu drei Meter starken Wänden. Beim Umbau der Seminarräume reduziert man die sichtbar neuen Elemente auf ein Minimum und konzentriert diese in Einzelbauteilen wie den Geschossdecken.


Bei der dritten Baumaßnahme – Umbau von Stallgebäuden für das Musikinstitut – wurden unter anderem zweigeschossige, hoch schallgedämmte Musikübungsboxen eingebaut.

LeistungGeneralplanung
AuftraggeberStiftung Universität Hildesheim
BilderOlaf Mahlstedt, Hannover | Andreas Hartmann (Luftbild)

 

Denkmalschutz

Mit dem Neubau des Burgtheaters auf dem Gelände der Domäne verband sich das Ziel den ursprünglichen Charakter der Anlage wiederherzustellen. Dazu gehörte in erster Linie das Freistellen der ursprünglichen Kernburg. Die aus der letzten Nutzung als Eisfabrik resultierenden Umbauten wurden rückgebaut.

Das Burgtheater entstand am Standort der alten Eishalle mit einer Abstandsfuge zum Palas, dem sogenannten „Hohen Haus“, und orientiert sich mit seinen Proportionen an dessen Abmessungen. Zur Ausstattung des Gebäudes zählen nicht nur die hochschulüblichen Räume für Forschung (Mitarbeiterbüros, Bibliothek, Verwaltung) und Lehre (Seminarräume und Mediothek), sondern auch ein komplettes Theater als Spielstätte und Probenraum.

Hohes Haus

Herzstück der mittelalterlichen Kernburg ist der 650 Jahre alte Palas, das sogenannte „Hohe Haus“, mit bis zu drei Meter starken Wänden. Das Hohe Haus ist neben dem Burgfried und der Umfassungsmauer ein Teil der ursprünglichen, hochgotischen Burg. Ziel der Umbaumaßnahmen im Kernburgbereich war das sensible „Weiterbauen“ bei weitestgehendem Substanzerhalt und unter Berücksichtigung einer zukünftigen universitären Nutzung. Beim Umbau der Seminarräume reduziert man zum Beispiel die sichtbar neuen Elemente auf ein Minimum und konzentriert diese in Einzelbauteilen wie den Geschossdecken.

Nebau des Burgtheaters

Mit dem Theaterneubau wird erstmals im deutschsprachigen Raum ein Universitätsgebäude speziell für ein theaterwissenschaftliches Institut geschaffen. Die Hoffassade wurde aus dem Motiv des Theatervorhangs entwickelt: Senkrechte Fassadentafeln erzeugen die Illusion eines Vorhangs und damit einer Öffnung zum Innenhof. Demgegenüber sind die übrigen Fassaden eher geschlossen und dem wehrhaften Charakter einer Burganlage gemäß als Lochfassade ausgebildet. Zentraler Raum des Neubaus ist der große Theaterraum, welcher sich über Tore und Fugen in den Innenhof, in Richtung Kernburg und in den Außenbereich öffnen lässt, was zugleich möglichst vielfältige Spielmöglichkeiten bietet. Die Seminar- und Büroräume werden dem Grundstücksverlauf folgend zweigeschossig um den Spielraum angeordnet.

Mit Rücksicht auf die historische Umgebung wurde Materialien verwendet, die ihre Ästhetik auch in gealtertem Zustand nicht verlieren. Die Außenwände sind in 80 Zentimeter starkem Dämmbeton ausgeführt, einem Leichtbeton, der durch Blähtonzuschläge die erforderlichen Wärmedämmeigenschaften erreicht. Im materiellen Kontrast zu der steinernen Fassade steht der aus unbehandelten Kupfertafeln gefertigte Theatervorhang, dessen natürliche Patinierung schon seit Fertigstellung zu beobachten ist. So entstand bei reduziertem Materialrepertoire ein einfaches, niedrig technisiertes Gebäude. Aus denkmalpflegerischen und energetischen Gesichtspunkten wurde bewusst eine monolithische Bauweise für die Außenwände konzipiert und der Baukörper so kompakt wie möglich gestaltet.

Der Umbau der Pferdeställe

Die beiden Pferdeställe wurden im 19. Jahrhundert errichtet. Die Universität sah vor, Teile des Musikinstitutes mit hohen akustischen Anforderungen hier unterzubringen. Dementsprechend komplex gestaltete sich der Umbau. Diese Profanbauten haben nicht den bauhistorischen Stellenwert der Marienburg, trotzdem war der Denkmalschutz zu beachten.

Eine bauliche Besonderheit der Ställe ist ihre bis in 6 Meter Tiefe gemauerte Gründung, welche zwei Drittel der Gesamtbaumasse darstellt. Obschon die vorhandene innere Sohle nur wenig tragfähig war, bildete der unterirdische Gebäudeteil den Ausgangspunkt des Konzeptes. Die akustischen und statischen Anforderungen der Musikübeboxen mündeten in ein „Haus-in-Haus“-Konzept: Eine leichte, zweigeschossige Holzständerkonstruktion wurde in den kleineren der beiden Ställe eingestellt und mit Schalldämmung ummantelt.

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