25.06.2018

Urban Mining Student Award 2017/2018 - Ergebnisse

Die Sieger stehen fest: Am 10. April 2018 wurden die Gewinner des ersten „Urban Mining Student Award Architektur“ bekannt gegeben. 61 Teams hatten sich an dem im Juli 2017 ausgelobten, bundesweit offenen Wettbewerb beteiligt. Elf Einreichungen gelangten in die engere Wahl, darunter fünf Anerkennungen und vier Preise.

Zur Aufgabe stand der Entwurf eines Naturschutzzentrums für den Waldhügel an der ‚Blauen Lagune‘ in Rheine mit minimalem ökologischem Fußabdruck.

Zwei 1. Preise, die im Rahmen einer Feierstunde auf dem Campus der Bergischen Universität Wuppertal verliehen wurden, gingen an Nathalie Hans und Vera Quasten von der Bergischen Universität. Zwei 3. Preise wurden an Cyril Pfander von der HTWK Leipzig und an das Team Aaron Geier und Janina Stemler von der Universität Stuttgart vergeben.

Die Initiatoren des Wettbewerbs und die Preisträgerinnen der beiden ersten Preise: (v.l.n.r) Anja Rosen (Urban Mining e.V.), Prof. Annette Hillebrand (BUW), Nathalie Sophie Hans (1. Preis), Vera Quasten (1. Preis), Bernhard Busch (agn)

Initiiert wurde der Studentenwettbewerb an der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) von den Architektinnen Prof. Annette Hillebrandt und Anja Rosen am Lehrstuhl Baukonstruktion, Entwurf und Materialkunde. Die agn Niederberghaus & Partner GmbH fungiert als Mitinitiator und Sponsor. Der Urban Mining e.V. unterstützt als Namensgeber und Kooperationspartner die Auslobung des Wettbewerbs, der mit einer Gesamtpreissumme in Höhe von € 4.000 versehen ist. Der Award soll auch in diesem Jahr wieder ausgelobt werden.

Fiktives Planungsgrundstück: ‚Blaue Lagune‘ in Rheine

Mitglieder des Preisgerichts waren Bernhard Busch, Dipl.-Ing. Architekt, agn Niederberghaus & Partner, Ibbenbüren, Sabine Djahanschah, Dipl.-Ing. Architektin, Deutsche
Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück, Prof. Dirk E. Hebel, Architekt, Karlsruher Institut für Technologie KIT, Karlsruhe, Prof. Dipl. Ing. Annette Hillebrandt Architektin BDA, Bergische Universität Wuppertal, Karin Lang, Detail Verlag, München und Anja Rosen, M.A. Architektin, Urban Mining e.V.

Mehr Information unter:
www.urbanminingstudentaward.de

„Ein Naturschutzzentrum hat einen informativen Auftrag und muss an die Zerstörung durch den Menschen und den massiven Maschineneinsatz erinnern“, diesen Satz nimmt sich die Verfasserin des „Gedenkwerks“ als Vorsatz für ihr Konzept. Es fungiert als Mahnmal für die Zerstörung der Landschaft durch den Kalkabbau. Für die Umsetzung wird eine nicht mehr gebrauchte LKW-Abfüllanlage eines nahegelegenen aktiven Abbaugebietes neu positioniert und umfunktioniert. Nun verbergen die Silos an Stelle von Kalk eine spannende Alternative zur Wassernutzung: eine spielerisch erfahrbare Ausstellung und eine interessante neue Raumerfahrung im Schlafsilo. Durch die Umnutzung des Objektes werden weite Teile der Konstruktion wiederverwendet. Hinzugefügt werden lediglich die Sekundärkonstruktion aus Stahlblechen mit Holzfaser- und Schafwolldämmung sowie die Abdichtung der Regenwassersammelbecken. Mit diesem starken Urban Mining-Ansatz wird zugleich ein unverkennbarer Bezug zur Umgebung deutlich.

Nathalia Hans
Bergische Universität Wuppertal

Die „Looping Lagoon“ auf der östlichen Seeseite stellt einen Kreislauf dar, der als Lehrpfad zum Mitmachen einlädt. Der Besucher durchläuft verschiedene Stationen, die an der jeweils verorteten Stelle spezifisches Wissen vermitteln und eine Verknüpfung mit der Natur fördern. Entlang des Pfades trifft man auf drei Architekturbausteine: eine Versorgungswerkstatt, ein Nachtlager und ein Lernzentrum. Diese sind in Anlehnung an das praktische und kostengünstige „General Panel System“ von Konrad Wachsmann und Walter Gropius konstruiert. Hinzugefügt wurden lediglich Werk- und Dämmstoffplatten aus Holz. Durch den Einsatz von Mitmach-Elementen weist das Zentrum einen starken pädagogischen Ansatz auf. So wird zum Beispiel Strom über einen Ökotrainer erzeugt und den Aussichtspunkt erreicht man nur mit Hilfe der Zugkraft Anderer. Durch seine zurückhaltende architektonische Geste, die rückbaubare Konstruktion und die Verortung außerhalb des Biotops zollt das Projekt dem Naturschutzbereich seinen Respekt.

Vera Quasten
Bergische Universität Wuppertal

Bei dem Projekt „Leva“ wird ein nahezu sakral wirkendes Gebäude mit steilem Spitzdach vorgestellt. Die konzeptionelle Orientierung liegt bei den Langhäusern der Wikinger und japanischen Minkahäusern und schafft damit eine überzeugende Raumqualität. Das Gebäude fungiert als Startpunkt eines Lehrpfades, der die Besucher anhand verschiedener Stationen über die Region informiert. Für die Konstruktion findet ein Upcycling alter, zu einem Stecksystem weiterentwickelter Gerüstbohlen statt. Ergänzend werden lokale Materialien wiederverwendet: ein Sekundärtragwerk aus Holzwerkstoffplatten, eine Außenhülle aus Stroh, eine Gründung aus Naturstein sowie Dämmung aus Hanf und Rohrkolben. Abgerundet wird das Projekt durch eine Energiegewinnung anhand von „Microbial Fuel Cells“ (MFC), welche Energie aus Urin beziehen.

Cyril Pfander
HTWK Leipzig

Bei dem Naturschutzzentrum „Urban biological Mining“ liegt der Schwerpunkt auf der biologischen Verwertung von Bausubstanzen. Umgesetzt wird dieses Konzept in Form eines Konglomerats individueller kleiner Häuser mit einer verbindenden Versammlungsterrasse, überschirmt von einem großen Zeltdach. Alle Häuser wurden aus verschiedenen nachwachsenden Rohstoffen gebaut. Besondere Beachtung findet dabei das größte Objekt. Dieses wurde nicht wie die anderen in einer Holzrahmenbauweise ausgeführt, sondern aus massiven Stampflehmwänden. Hat das Naturschutzzentrum an der Blauen Lagune den End-of-Life Status erreicht, wird das Zeltdach abgebaut und an einer anderen Stelle wieder aufgebaut, während der Rest des Ensembles vor Ort verrottet und von der Natur zurückgewonnen wird.

Aaron Geier und Janina Stemler
Universität Stuttgart

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