15.07.2019

Realitätscheck BIM - Technische Ausrüstung

Die Welt des Bauens verändert sich rasant und immer neue Anforderungen technischer und gesetzlicher Natur beeinflussen den Bauprozess. Der Komplexitätsgrad in Bauprojekten steigt so von Jahr zu Jahr. Nachdem agn bereits in den 1960er-Jahren den logischen ersten Schritt in Richtung Generalplanung gemacht hatte, wurden nach und nach die Einzelbereiche der technischen Ausrüstung ausgebaut.

In den klassischen Bereichen Elektrotechnik und Versorgungstechnik arbeiten jetzt rund 80 hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Jahre 1999 wurde die Tochterunternehmung siganet gegründet, um den speziellen Anforderungen aus den Bereichen Sicherheitstechnik, Gebäudeautomation und Netzwerktechnik auch echte Spezialist:innen gegenüber zu stellen. Durch die Einführung der EnEV (Energieeinsparverordnung) wurde klar, dass die Bauphysik ein wesentliches Bindeglied zwischen der Objektplanung und der Technischen Ausrüstung werden würde. 2012 folgte die Gründung der Tochterunternehmung energum. Hier liegt die Kernkompetenz in der Bauphysik, womit es in der gesamten Unternehmungsgruppe möglich wurde, sich auf deutlich höherem Niveau mit den Fachfragen aus Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit auseinander zu setzen.

Reduzierte Formsprache: das geplante Kurmittelhaus I der Fachklinik Bad Bentheim

Modellbasierte Planungen

2013 setzte agn sich erstmalig mit modellbasierten Planungsmethoden auseinander. Vor allem die Möglichkeiten der Visualisierung einer modellbasierten Planung waren für die Objektplaner ein großer Schritt in die richtige Richtung. Die BIM-Methode, sie verbindet die 3D Geometrie mit den dazu gehörigen Daten, wurde zum gemeinsamen Ziel für Architekt:innen und Techniker:innen.

Als echter Generalplaner hatte agn den großen Vorteil, dass gerade die vielen Schnittstellen und die hierauf abzustimmenden Prozesse im eigenen Hause entwickelt und definiert werden konnten. Dies nahm dem Neuen an vielen Stellen den Schrecken und es stellten sich zügig die ersten Erfolge ein.

Das 3D-Modell macht‘s möglich: ein Blick hinter die Kulissen visualisiert die Komplexität der Bauaufgabe

BIM – Generalplanung digitalisieren

Der erste Schritt in der Umsetzung des Building Information Modeling (BIM) war der Wechsel zu Revit (Autodesk), einer CAD Software, die die 3D-Modellierung eines bauteilorientierten Gebäudemodells ermöglicht und in allen Fachbereichen eingesetzt werden kann. Dafür mussten jedoch Grundlagen geschaffen werden. Nach einer initialen Software-Schulung begann agn 2015 mit der Erarbeitung von Grundeinstellungen und Bibliotheken bzw. deren Erwerb.

In diesem Prozess zeigte sich, dass die verschiedenen Generalplanungsdisziplinen bei der Annäherung an die neue Methode ganz unterschiedlicher Herangehensweisen bedurften. Beispielsweise erstellte Gerrit Schlieckmann, agn BIM-Koordinator für die Elektrotechnik, eine eigene 3D-Elementbibliothek, da die auf dem Markt erhältlichen Bibliotheken in der Praxis für agn nicht sinnvoll nutzbar waren. Norbert Abbenhaus, agn BIM-Koordinator für die Versorgungstechnik (HLS), musste andere Wege beschreiten: Aufgrund der Produktvielfalt in seinem Verantwortungsbereich, war an eine komplette Eigenentwicklung einer Bibliothek, allein aus Zeitgründen, nicht zu denken. Hier fiel die Entscheidung, eine Produktbibliothek zu erwerben und diese auf die eigenen Ansprüche abzustimmen und zu modifizieren.

Unser Ziel ist es, den ausführenden Firmen nur das 3D-Modell zu liefern, die dieses dann weiter verarbeiten.

Norbert Abbenhaus
agn BIM-Koordinator HLS

Ein dauerhafter Entwicklungsprozess

Bis zum heutigen Tage hat es in der Entwicklung der Methode BIM und dessen immer weiter greifenden Etablierung im kompletten Unternehmen keine Pause gegeben. Diese Entwicklung ist unvermeidbar und findet aktuell in vielen Planungsbüros, ausführenden Unternehmen und Behörden statt. agn konzentriert sich aktuell auf alle Prozesse, die die Planungsqualität verbessern und den erhöhten Aufwand der Methode BIM kompensieren.

Betrachtet man speziell die Planungen der Technischen Ausrüstung, so stellt man fest, dass alle Probleme rund um die Geometrie, also das eigentliche Modell, weitgehend gelöst wurden. Die Arbeit des technischen Planers liegt aber bisher in weiten Teilen nicht im Modell, nicht im Grundriss oder Schnitt, sondern in der Berechnung der technischen Anlagen, die in das Gebäude integriert werden sollen. Es ist auch mit BIM noch in weiten Teilen nicht möglich, Anlagen geometrisch zu konstruieren und dabei gleichzeitig und automatisiert, z.B. für die Dimensionierung einer Lüftungsanlage, technisch zu berechnen. Hier liegt aktuell der Fokus der Entwickler und Anwender. Auch bei der agn laufen einige Systeme in der Test- und Entwicklungsphase, es ist also davon auszugehen, dass dieser für die technischen Anlagen so wichtige Entwicklungsschritt in den nächste Jahren alltagstauglich genommen werden kann.

Kommunikation und automatisierte Vorgänge sind das A und O von BIM.

Gerrit Schlieckmann
agn BIM-Koordinator ELT

agn – Generalplanung digitalisieren

Im Entwicklungszeitraum der vergangenen drei Jahre wurde erst nach und nach klar, welch großen Vorteil agn als echter Generalplaner bei der Integration der BIM Methode im Alltag hatte und hat. Es wurde der agn-BIM-Standard entwickelt. Hier stand die Alltagstauglichkeit klar im Vordergrund, so dass konkrete Anfragen sofort mit klaren Lösungsvorschlägen beantwortet werden können.

Komplexe Zusammenhänge – die Technikzentrale im Projekt Kurmittelhaus I der Fachklinik Bad Bentheim

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