08.04.2013

Klimawand

Die bei der Sanierung und Erweiterung der Technischen Schulen in Steinfurt verwendeten Klimawände sind eine echte Besonderheit und eine auf die räumlichen Bedingungen des Schulgebäudes abgestimmte Neuentwicklung:

Sie wurden unter der Prämisse konzipiert, auf vorhandener Bausubstanz aufzubauen: Bestehende Wandverkleidungen ergaben das planerische „Gerüst“ der Wandkonstruktion. Außerdem sollten die Funktionen Lüften, Heizen und Kühlen in einem integralen Bauteil verbunden werden.

Zusätzliche Planungsvorgabe war die Forderung des Bauherren nach einem Heizsystem, das keinen hohen Instandhaltungsaufwand verursachen sollte! Um eine höhere Planungssicherheit zu erzielen, ermittelte man im Vorfeld gemeinsam mit der Fachhochschule Münster, Abteilung Energie-Gebäude-Umwelt (Standort Steinfurt) die Heiz- und Kühlleistungen und das Strömungsverhalten mit Hilfe eines Modells und Messungen unter Realbedingungen im Labor.

Die Computersimulationen haben ergeben, dass mit einer Reduzierung auf ein Drittel der bisherigen Energiekosten zu rechnen ist! Die Wand wird in „Luftschächte“ unterteilt und mit einem Rohrregister aus handelsüblichen Leitungssystemen versehen, so dass sich ohne Betrieb der mechanischen Lüftungsanlage eine Luftzirkulation im Heiz- und im Kühlfall einstellt - im Heizfall aufsteigende Luftbewegung, im Kühlfall fallende Luftbewegung (Fallschachtzirkulation). 

Die Wasserkühlung des Systems stammt aus einem Brunnen. Das Temperaturniveau des Brunnenwassers wird über einen „geschichteten“ Pufferspeicher komplett genutzt und über einen entsprechend dimensionierten Wärmetauscher an das geschlossene Heiz/Kühlsystem abgegeben. Das verbrauchte Brunnenwasser wird teilweise weiter verwendet, für die Spülung der Pausen-WC-Anlagen und im Ausbildungsbetrieb der Gärtnerei. Nicht als Brauchwasser genutztes Wasser wird über entsprechende Versickerungssysteme wieder dem Erdreich zugeführt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Klimawand spart dank geringer Über- und Untertemperaturen Energie, sie ist einfach nachrüstbar, lässt sich um zentrale und dezentrale Belüftungssysteme ergänzen und verursacht nur einen geringen Wartungsaufwand. Ein Betrieb mit modernen Energieumwandlern, zum Beispiel Geothermie, Solarthermie, Wärmepumpe, ist möglich.

In dem sanierten Schulgebäude sind keine weiteren Kälteerzeuger vorhanden. Auch die komplette EDV/Serverkühlung wird über das Brunnensystem versorgt. Damit ist zukünftig kein weiterer Energiebedarf zur Deckung der Kühllasten - außer Strom für die Brunnenpumpe - erforderlich.

Der Kreis Steinfurt wurde im November 2012 beim Bundeswettbewerb „Kommunaler Klimaschutz 2012“ für die klima- und nutzergerechte Sanierung der Technischen Schulen Steinfurt ausgezeichnet. Ausgeschrieben hatte den Preis das Bundesumweltministerium in Kooperation mit dem „Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz“.

BilderJörg Albano-Müller, Münster | agn

 

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