19.06.2018

Interview: Rheinbahn Düsseldorf

Auf dem Betriebsgelände der Rheinbahn AG im Düsseldorfer Stadtteil Lierenfeld wurde eine neue Hauptverwaltung errichtet. Der Baumaßnahme lag eine klare Zielvorstellung zugrunde: Für die ca. 380 Mitarbeiter sollten attraktive Arbeitsplätze in einem kommunikationsfördernden, transparenten Umfeld entstehen.

Gut ein Jahr nach Inbetriebnahme des neuen Gebäudes steht fest: Das Ziel wurde erreicht. Die Belegschaft ist zufrieden. Ein weiteres Ziel wurde ebenfalls erreicht: Das agn-Generalplanungsprojekt wurde innerhalb des Zeitplans abgeschlossen und blieb im Budget.

Mehr Helligkeit und Transparenz: Diesem Wunsch des Bauherren
entsprach agn durch einen sechsgeschossigen Baukörper in H-Form,
dessen Höfe sich nach Süden und Norden öffnen und viel Licht in die
modernen Bürolandschaften bringen.

Vorstand und Arbeitsdirektor Klaus Klar ist seit seinem Eintritt als Auszubildender zum Kraftfahrzeugschlosser im Jahr 1976 ein „Eigengewächs“ der Rheinbahn. Er ist für die Bereiche Betrieb, Personal und Soziales sowie Informationstechnologie verantwortlich.

Herr Klar, der Rheinbahn AG ist etwas Besonderes gelungen: Fristgerecht und innerhalb des Budgets wurde ein neuer Verwaltungshauptsitz errichtet. Was haben Sie richtig gemacht?

Ich denke, dieser Erfolg ist in erster Linie auf zwei Faktoren zurückzuführen. Zum einen haben wir sehr genau definiert, welche Zielsetzung wir mit dem Gebäude verfolgen. Zum anderen wurden auf organisatorischer Ebene mit unseren Mitarbeitern Herr Fischer und Herr Matthes sehr klare Strukturen geschaffen. Über sie lief die komplette Kommunikation mit den externen Partnern. Das hat die Effizienz enorm befördert.

Wie sah die Zielsetzung für das Projekt aus?

Es gab natürlich quantitative und funktionale Vorgaben. Wir wussten, wir brauchen Platz für ca. 380 Mitarbeiter, deren Bedürfnisse durch Mitarbeiterbefragungen genau analysiert wurden. Dahinter stand die Motivation, die Gestaltung der Arbeitsplätze optimal auf den bestehenden Bedarf abzustimmen und die Belegschaft aktiv einzubinden. Diesen Schritt – die Erstellung der Bedarfsanalyse – haben wir mit Hilfe eines externen Dienstleisters durchgeführt, der sich auf Analysen dieser Art spezialisiert hat. Diese Erhebungen lieferten die Basis. Hinzu kamen Anforderungen, die sich aus unserer Unternehmenskultur abgeleitet haben.

Zum Beispiel?

Es war von vorneherein unser Ziel, am neuen Firmensitz Transparenz und Offenheit zu erreichen. Wer unseren vorherigen Firmensitz in Oberkassel kennen gelernt hat, weiß, dass wir diese beiden Eigenschaften in der Vergangenheit nicht abbilden konnten. Unser früherer Firmensitz in der Hansaallee wurde in den 70ern konzipiert, ein klassischer Verwaltungsbau mit strikt aneinander gereihten Zellenbüros und einer eher abweisenden, keinesfalls Modernität ausstrahlenden Außenwirkung. Eine Büroarchitektur, die damals Standard war, aber heutigen Erwartungen nicht mehr entspricht. Das zeigten auch die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung.

Welche Änderungen wünschten die Mitarbeiter?

Einerseits wurde der Wunsch geäußert, auch weiterhin in Einzelbüros arbeiten zu können – die gibt es in unserem Neubau nach wir vor, wir haben also keine Großraumbüros geschaffen. Darüber hinaus wurde aber ganz klar der Bedarf nach mehr Raum für Begegnung und Kommunikation artikuliert. Das hat die spätere Planung maßgeblich beeinflusst. So wurden zum Beispiel auf jeder Etage gleich vier möblierte Küchenbereiche eingerichtet und mehrere separierte Sitzecken als potentielle Rückzugsorte für Gespräche. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen.

Welche Vorgaben gab es darüber hinaus?

Wir haben uns natürlich gefragt, welche Attribute der Neubau erhalten soll, um auch als Aushängeschild des Unternehmens fungieren zu können. Das fing ja mit der Entscheidung für den Standort an. Heute befindet sich die zuvor in Oberkassel angesiedelte Verwaltung in direkter Nachbarschaft zum Betriebshof – vorher waren wir komplett separiert, zwei Welten sozusagen. Ist das förderlich für die Unternehmenskultur? Nein. Die Entscheidung, hierhin zu gehen, resultierte ganz klar aus dem Wunsch, stärker als Ganzes wahrgenommen zu werden.

Gab es weitere Überlegungen?

Ja. Die zweite Überlegung war, wie soll unser neues Gebäude aussehen? Hier haben wir uns von den Planern der agn überzeugen lassen, dem Grundriss die Form einer Weiche zugrunde zu legen, ein liegendes H sozusagen. Das stellte einen inhaltlichen Bezug her zu dem, was wir tun, brachte aber auch den Vorteil mit sich, dass wir durch die Anordnung der Büros auf vier Stränge einen extrem hohen Tageslichtanteil erreicht haben. Das kam unserem Ziel, an unserem neuen Hauptsitz mehr Transparenz und Offenheit zu schaffen, natürlich sehr entgegen.

Der Umzug fand ja Ende Mai 2017 statt. Wie kommen die neuen Büros denn nun bei den Mitarbeitern an?

Grundsätzlich sehr gut. Auch wenn durchaus viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an dem alten Standort gehangen haben, ist der qualitative Unterschied doch merklich. Das Gebäude passt zu uns als modernes Unternehmen mit engagierten und kommunikativen Mitarbeitern.

Die ehemalige, aus den 70er Jahren stammende Hauptverwaltung im linksrheinischen Oberkassel hätte aufwändig saniert werden müssen. Der Neubau auf dem eigenen Betriebshofgelände war eine lohnende Alternative. Das Areal an der Hansa-Allee konnte verkauft werden.

Informeller Treffpunkt: Die voll möblierten Küchenbereiche haben sich zu beliebten Aufenthaltsorten entwickelt.

Gibt es dennoch Dinge, die Sie vermissen?

Mit der neuen Architektur sind genau die Strukturen und Räumlichkeiten entstanden, die wir wollten, das zeigt die durchweg positive Reaktion der Belegschaft. Aber es gibt tatsächlich etwas, was ich vermisse. Unser altes Gebäude hatte einen zentralen Eingang und von allen genutzte Flurbereiche. Man lief sich – salopp ausgedrückt – zwangsläufig über den Weg. Durch diverse Seiteneingänge, die heute zur Verfügung stehen, kommt diese Art von Begegnung nicht mehr zustande. Umso wichtiger ist die Kantine, die in der Vergangenheit bereits von den Mitarbeitern des Betriebshofs genutzt wurde. Sie wurde im Zuge des Neubaus unseres Verwaltungsgebäudes komplett modernisiert und steht heute der gesamten Belegschaft zur Verfügung. Das fördert die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis ungemein und davon profitiert das Unternehmen sehr.

Das neue Verwaltungsgebäude bietet 380 Arbeitsplätze und ist damit in der Fläche ausgereizt. Was passiert, wenn durch neue Mitarbeiter weiterer Platzbedarf besteht?

Das Areal bietet noch genug Möglichkeiten, weitere Büroflächen zu schaffen. Auch das ist ein Vorteil dieses Standorts. Aktuell sind wir jedoch erst einmal saturiert. Sollte eine Neubaumaßnahme konkret im Raum stehen, werden wir sicherlich wieder genau denselben Weg beschreiten.

Herr Klar ich bedanke mich für das Gespräch.
 

Das Gespräch führte Lucia Brauburger
(agenturprintundtv)

Moderne Arbeitswelt: Im Flur integrierte Raumaufweitungen dienen als Kommunikationsorte. Verglaste Büroflurwände sorgen für Helligkeit und Blickkontakt.

Treffpunkt Mittagstisch: Die komplett sanierte Kantine wird von Mitarbeitern der Bereiche Betrieb, Technik und Verwaltung gemeinsam genutzt.

Kommunikation als Erfolgsgarant

Das nennt man ambitioniert: Keine zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich konnte das neue Verwaltungsgebäude in Lierenfeld bezogen werden. Was war aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung des Projekts?


Thorsten Fischer: Die größte Herausforderung war, alle Beteiligten unter einen Hut zu bekommen und im Zeitplan zu bleiben. Wir wussten, wir müssen zum 31.05. 2017 aus unserem alten Gebäude raus. Neben der Frage, wie das neue Verwaltungsgebäude eigentlich aussehen soll und welche Nutzeranforderungen es gibt, mussten wir uns also von vorneherein mit der Frage befassen, wie wir das Projekt strukturell angehen. Drei Stellschrauben haben wir identifiziert, um die Prozesse zu optimieren: Erstens haben wir uns intensiv mit dem Bedarfsprofil befasst, hatten also eine sehr differenzierte Grundlage für die Planung. Zweitens haben wir potentiell langwierige Entscheidungswege innerhalb unseres eigenen Hauses abgekürzt und drittens fiel sehr früh die Entscheidung, einen Generalplaner für das Projekt einzusetzen. Das war schon im Jahr 2012. Die Wahl fiel damals auf agn.

 

Gemeinsame Punktlandung: Dr. Romulus Giura (agn) und die Leiter des Neubau-Projekts Thorsten Fischer und Jörg Matthes.

Was waren die Gründe hierfür und haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?


Jörg Matthes: Für uns war wichtig, in der Umsetzung einen Partner zu haben, der die übergeordnete Perspektive eingenommen hat und dafür gesorgt hat, dass sämtliche Aktivitäten miteinander koordiniert wurden, und zwar von Anfang an. Das ist ja der Vorteil, den man sich als Auftraggeber von der generalplanerischen Seite erhofft, dass das Projekt konzeptionell, genehmigungsrechtlich und verfahrenstechnisch störungsfrei abläuft und idealerweise eine Handschrift trägt. Mit unseren Partnern von agn ist das definitiv gelungen.

Durch den Neubau wurde mehr Transparenz und Offenheit angestrebt – hat sich dieser Anspruch bereits in den Vorbereitungen und der Durchführung niedergeschlagen?

Thorsten Fischer: Ja! Angefangen von der Einbeziehung der Mitarbeiter in die Bedarfsermittlung bis hin zur Zusammenarbeit mit unseren Dienstleistern war das Projekt von großer Offenheit geprägt. Und Vertrauen! Für mich persönlich ist die Art und Weise, wie man sich nach Beendigung eines Projekts begegnet, immer bezeichnend dafür, wie zuvor miteinander gearbeitet wurde. Im Falle unseres Neubaus kann ich nur sagen, jederzeit wieder! Auch wenn ich zugegebenermaßen in manchen Situationen dachte „Was soll jetzt die Frage!“, wenn es zum Beispiel um die Maserung der Innentüren ging und ich im ersten Moment nicht nachvollziehen konnte, wieso Herr Giura, unser Ansprechpartner bei agn, auf eine bestimmte Lösung drängte. Heute bin ich froh, dass er sich durchgesetzt hat, denn er hatte schlicht Recht. Auch das gehört zu einer guten Zusammenarbeit, im Sinne des Ergebnisses auch einmal hartnäckig sein. Mir ist klar, dass dazu ein gewisses Vertrauensverhältnis gehört und auch eine gute Kommunikationskultur, aber im Rahmen unserer Zusammenarbeit ist uns das sehr gut gelungen – sicherlich befördert dadurch, dass auch die Kooperation mit dem von uns beauftragten Generalunternehmer, der Köster GmbH, ausgesprochen positiv war. Von dieser positiven Grundstimmung hat das Projekt eindeutig profitiert.

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